Fangaktion von Feldhasen im Galmizmoos (Freiburger Seeland)

Weil es sie im Kanton fast nicht mehr gibt: Freiwillige fangen Feldhasen aus Fribourg für den Aargau. Bei der ersten Fangaktion im Freiburger Seeland ging nur ein Hase ins Netz – obwohl rund 40 Freiwillige einen Tag im Einsatz waren.

«Has, Has», tönt es über das Feld. Über den Acker rennt ein aufgeschreckter Feldhase, schlägt angesichts der Treiberkette einen Haken, nähert sich dem aufgespannten Netz – und schafft es, unter dem Netz durchzukommen und im nahen Wäldchen zu verschwinden.

Der Feldhase wird

Im Galmizmoos, im freiburgischen Teil des Seelandes, versuchen an diesem Tag rund 40 Freiwillige aus dem Aargau, Feldhasen zu fangen. Die Aktion der Stiftung Wildtiere Aargau steht unter der Aufsicht der Wildhut des Kantons Freiburg. Für die Durchführung sind, unter der Leitung von Professor Claude Fischer, Wissenschaftler der Genfer Hochschule Hepia, der Haute école du paysage, d’ingénierie et d’architecture, besorgt, die grosse Erfahrung auf diesem Gebiet mitbringen.

Die Feldhasen sollen später – mit Ohrmarken versehen und zum Teil besendert – im Rahmen des Pilotprojektes zur Wiederansiedlung von Feldhasen im Gebiet Schlatt in Egliswil und Seengen sowie im Raum Staufen/Schafisheim ausgesetzt werden.

Hinter dem Projekt – bei dem es auch um die Wiederansiedlung der Feldlerche geht – stehen neben Jagd Aargau und der Stiftung Wildtiere auch die Sektion Jagd und Fischerei des Kantons Aargau sowie der regionale Gemeindeverband Lebensraum Lenzburg Seetal.

Trotz Massnahmen für Lebensräume keine Hasen

«Leider haben die Massnahmen der letzten Jahre zur Förderung verbesserter Lebensräume für die Feldhasen bis jetzt noch nicht gefruchtet», so Projektleiter Werner Werder beim Briefing der Beteiligten an der Fangaktion, zum bisherigen Verlauf des Pilotprojektes. «Im Gebiet Schlatt ist der Feldhase völlig verschwunden.

Im Gebiet Staufen/Schafisheim gibt es, im Bereich der Waldsäume, immerhin noch einige Feldhasen.» Die Gründe für das Verschwinden der Hasen seien unklar. Mögliche Ursachen könnten die landwirtschaftliche Bewirtschaftung oder der Einsatz von Herbiziden sein. Inzwischen ist es aber gelungen, auch die Landwirtschaft ins Boot zu holen. Mittlerweile beteiligen sich 20 Landwirte am Pilotprojekt. Im Vordergrund steht dabei der Getreideanbau mit sogenannter «weiter Saat».

Im Rahmen des Pilotprojektes zur Wiederansiedlung von Feldhasen im Unteren Seetal sollen jetzt Hasen aus dem Seeland ihren Aargauer Verwandten auf die Sprünge helfen. «Zusammen mit wissenschaftlichen Begleitern sind wir zum Schluss gekommen, den Versuchsrahmen zu erweitern und einheimische Feldhasen auszusetzen», so Werner Werder.

Zwar hätte die Möglichkeit bestanden, Feldhasen von Züchtern in Osteuropa zu beschaffen. Man sei aber davon abgekommen, nachdem man im Ausland schlechte Erfahrungen mit solchen Zuchthasen gemacht habe. «Daher», so Werder, «ist die Idee entstanden, Feldhasen aus der Schweiz zu beschaffen. Fündig geworden sind wir beim Kanton Freiburg, der im Seeland grosse Bestände an Feldhasen aufzuweisen hat.»

Aufwendige Fangaktion mit bescheidenem Erfolg

Nach umfassenden Instruktionen durch Claude Fischer und sein Team machen sich die Freiwilligen daran, insgesamt zehn je zwanzig Meter langen Netze aufzuspannen. Nachdem auch die Fänger ihre Positionen bezogen haben, kann es losgehen. Bereits beim ersten Trieb verfängt sich ein Hase im Netz. Sorgfältig wird er befreit und in einen hölzernen Kasten gesteckt.

Es sollte, trotz des aufwendigen mehrmaligen Versetzens der Netze, der einzige Meister Lampe sein, der gefangen wird. Hasen gibt es an diesem Ort zwar erstaunlich viele, Aber offenbar haben die Tiere keine Lust, in den Aargau verpflanzt zu werden. «Die Erwartungen dieser Versuchsaktion haben sich nicht ganz erfüllt», stellt Werder am Ende des Tags fest.

Er hatte sich rund ein halbes Dutzend Feldhasen erhofft. «Die Erfahrungen, die wir gemacht haben, sind aber wertvoll. Die Projektleitung wird jetzt über die Bücher gehen.»

> Bildergalerie
> Aargauer Zeitung, 3. Febr. 2020

 

 

Weite Saat für Feldhasen

Die neue Massnahme "Getreide mit weiter Saat" will dem Feldhasen im Aargau auf die Sprünge helfen. Landwirt Urs Baur, Egliswil, erklärt im nachfolgenden Video wie's geht. Die weiten Saatreihen zeigten in Versuchen eine gute Wirkung für die Hasen, vergleichbar mit Buntbrachen. Die weite Saat auf Getreideflächen ist eine Ergänzung zu den bestehenden, sehr wertvollen Biodiversitätsförderflächen im Ackerland wie beispielsweise Buntbrachen. Ziel der Massnahme ist, das Angebot an sicheren Junghasen-Setzplätzen zu erhöhen. "Getreide mit weiter Saat" ist eine regionsspezifische Fördermassnahme, die neu im Programm Labiola angeboten wird. Die weiten Saatreihen zeigten in Versuchen eine gute Wirkung für die Hasen.

Stiftung Wildtiere Aargau und Labiola helfen dem Feldhasen im Seetal auf die Sprünge. Sehen Sie dazu das Video-Interview mit Landwirt Urs Baur:

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Video-Interview mit Landwirt Urs Baur

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Labiola-Merkblatt "Getreide mit weiter Saat"

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Programm Labiola

 

 

Hasenförderung im aargauischen Seetal

upload/WildNatur/hasenprojekt.jpg«Es ist frustrierend, in vielen Gebieten haben wir in den letzten Jahren kaum noch einen Hasen gesehen», sagt Werner Werder aus Boniswil. Er ist Leiter des Projekts zur Hasenförderung im Seetal. Er setzt sich zusammen mit seinen Kommissionsmitgliedern im Auftrag der Stiftung Wildtiere dafür ein, dass der Feldhase im Seetal wieder heimisch wird. Es sind nun bereits 20 Landwirtschaftsbetriebe mit über 70 ha Getreideflächen, die sich am Projekt Hasenförderung beteiligen.

 

Seit der ersten systematischen Zählung 2001 ist die Zahl der Feldhasen im Kanton Aargau von 3009 auf noch 976 im Jahr 2014 dramatisch gesunken, im Bezirk Lenzburg von 264 auf noch 8 gesichtete Feldhasen. Im letzten Jahr wurden im Aargau etwas mehr Tiere gezählt – dennoch bleibt der Feldhase stark gefährdet.

Die Gründe des Zusammenfallens der Bestände sind vielfältig: Veränderungen in der Landwirtschaft, Pestizide, Siedlungsdruck ländlicher Agglomerationen, Ausbau des Verkehrsnetzes und verändertes Freizeitverhalten der Bevölkerung (u.a. Hundehaltung).

Die Stiftung Wildtiere hat deshalb 2015 ein auf 8 Jahren ausgelegtes Pilotprojekt im aargauischen Seetal gestartet, um mit konkreten Massnahmen die Lebensbedingungen der Feldhasen, insbesondere der Junghasen, zu fördern. Einerseits informiert sie die Bevölkerung und insbesondere Hundehalter über die Medien und mit Plakattafeln in den Projektgebieten über die Gefährdung der Feldhasen. Anderseits unterstützt sie mit Beiträgen in Zusammenarbeit mit der Sektion Jagd & Fischerei und der Abteilung Landwirtschaft des Kantons Landwirte, welche bereit sind, dünner angesätes Getreide anzubauen, damit die Feldhasen - wie wissenschaftliche Untersuchungen belegen - wieder bessere Aufzuchtbedingungen für ihre Junghasen vorfinden. Konnten zu Beginn des Projekts nur wenige Landwirte gewonnen werden, sind es im dritten Versuchsjahr 20 Betriebe mit über 70 ha Getreideflächen, welche sich am Projekt beteiligen.

Inwieweit die getroffenen Massnahmen zum Erfolg führen, ist offen und müssen allenfalls ergänzt werden und wird sich frühestens in zwei bis drei Jahren zeigen. Geduld und verhaltener Optimismus ist angesagt, wie Werner Werder als Projektleiter aus Boniswil hinweist. Er setzt sich zusammen mit seinen Kommissionsmitgliedern im Auftrag der Stiftung Wildtiere dafür ein, dass der Feldhase im Seetal wieder heimisch wird.